Geschäftschancen für bayerische Unternehmen in Peru

Foto Quelle: cheekylors, fotolia.com

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Besonders bekannt ist Peru für die Ruinen der Inkastadt Machu Picchu, eines der neuen Weltwunder und jährlich von etwa 600.000 Touristen besucht. Jedoch hat Peru nicht nur touristisch gesehen viel zu bieten, sondern auch für ausländische Unternehmen gewinnt das Land zunehmend an Attraktivität. Peru besitzt eine exzellente geographische Lage als Ausgangspunkt für die ganze Andenregion und ist ein interessantes Einstiegsland für größere Märkte mit höheren Markteintrittsbarrieren wie Brasilien und Argentinien. Laut Forbes wurde Peru im Jahr 2013 auf Platz drei in Lateinamerika der besten Länder für wirtschaftliche Aktivitäten nach Chile und Uruguay gewählt. Peru profitiert  von der offenen Marktwirtschaft mit niedrigen Zollsätzen, dem soliden Finanzsektor und den hohen Devisenreserven.

Das OECD-Mitglied Peru hat in den letzten Jahrzehnten einen starken Wandel hin zu  wirtschaftlicher Stabilität erlebt. Peru verzeichnete in den letzten 10 Jahren ein durchschnittliches jährliches Wirtschaftswachstum von über 56%, eines der größten im lateinamerikanischen Raum. Für 2015 erwartet das peruanische Finanzministerium ein Wachstum von knapp 5%.  Durch die anhaltend wachsende Wirtschaft hat sich das Land stabilisiert und die Armut ist gesunken. Außerdem steigen der Anteil der Mittelschicht und die Kaufkraft der unteren und mittleren Einkommensgruppen, was die Binnennachfrage erhöht. Ein gutes Beispiel ist hierfür, dass die Umsatzzahlen von Smartphones bei allen wichtigen Marken um über 100% angestiegen sind. In den letzten Jahren hat eine starke Mediatisierung der Bevölkerung stattgefunden, was sich in dem mobilen Zugang zu sozialen Netzwerken widerspiegelt.

Die Rating Agentur Standard & Poors hat das Rating für Peru auf BBB+ herauf gesetzt als Anerkennung der makroökonomischen und rechtlichen Stabilität, der günstigen Rahmenbedingungen für ausländische Investoren und der niedrigen Inflation, welche für 2015 bei 3,0% erwartet wird. </div><div>Seit März 2013 hat das Andenland ein Freihandelsabkommen mit der EU, eines seiner wichtigsten Handelspartner. Außerdem ist Peru Mitglied des neu gegründeten Handelsbündnisses „Pazifik-Allianz“.  Der Zusammenschluss aus den Nationen Mexiko, Kolumbien, Chile, Peru und bald vermutlich auch Costa Rica, wird 34% des BIPs von Lateinamerika erwirtschaften. Deutschland hält seit 2013 den Beobachterstatus inne. Die Allianz soll die wirtschaftliche Integration in der Region erhöhen und geplant ist, dass in Zukunft die Börsen der Länder zusammengelegt werden und ein einheitlicher Pass eingeführt wird. Außerdem ist Peru Mitglied der Andengemeinschaft mit Bolivien, Ecuador und Kolumbien.  Der Standort Peru bietet den Vorteil eines leichten Zugangs zu weiteren Märkten aufgrund der hohen Integration durch viele Handelsbündnisse.

Geplante Investitionsprojekte

Peru hat noch einen hohen Investitionsbedarf speziell in den Bereichen Wasserent- und versorgung, Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, und Sicherheit. Staatspräsident Ollanta Humala hat die Defizite erkannt und kurbelt mit verschiedenen Maßnahmen Investitionen an. Um das Investitionsklima zu beleben, sind Gesetze zu Steuererleichterungen, eine Verringerung von Abgaben und Zöllen sowie ein Abbau der Bürokratie bei Investitionen beabsichtigt. Darüber hinaus sind auch von staatlicher Seite bedeutende Investitionsprojekte geplant.  In der Infrastruktur sind Bauvorhaben im Volumen von 10 Mrd. US$ in den nächsten Jahren beabsichtigt. 

Aufgrund der ansteigenden Touristenzahlen soll der Flughafen Jorge Chavez in Lima bald um eine neue Landebahn und ein neues Passagier-Terminal erweitert werden. Der Flughafen befindet sich unter der Leitung von Fraport-AG Frankfurt Airport Services Worldwide. 

Ein weiteres wichtiges Projekt im infrastrukturellen Bereich ist der Bau einer U-Bahn in Lima für die  Zehn-Millionen Stadt. Hier wird aktuell eine Metrolinie vom Hafen bzw. Flughafen durch die Stadt gebaut, wobei deutsches Knowhow eine wertvolle Unterstützung bietet. Weitere Ausschreibungen von Metro-Linien sind bereits angekündigt. Ebenfalls sollen die Häfen des Landes erweitert werden. Der wichtigste Hafen in Peru liegt in Callao.</div><div>Im Zentrum des Landes ist zwischen der Hauptstadt und der bedeutendsten Stadt in Zentralperu Huancayo, welche im Agrarsektor eine wesentliche Rolle spielt, ist ein Trans-Anden-Tunnel geplant. Die Ausschreibung ist auch für deutsche Unternehmen zugänglich und der deutsche Staatssekretär des Verkehrsministeriums Rainer Bomba hatte sich 2013 persönlich vor Ort über das Projekt informiert. Momentan befindet sich die Planung noch im Anfangsstadium mit dem Abschließen der Machbarkeitsstudien. 

In Peru wird zudem eine Eisenbahnlinie zwischen Huancayo und Huancavelica im Andenvorland geplant. 2013 wurde das Projekt bereits in München auf der Konferenz „Zukunft Bahn“ vorgestellt. Zur Realisierung wird sicherlich die deutsche Technologie im Bereich Schienenverkehr benötigt und bietet eine gute Chance zur Beteiligung an dem infrastrukturellen Ausbau Perus. 

Ein Schwachpunkt der peruanischen Wirtschaft sind die fehlende Diversifikation der Wirtschaft und die Abhängigkeit vom Rohstoffsektor, deshalb fördert die staatliche Institution für Technologie und Innovation „Consejo Nacional de Ciencia, Tecnología e Innovación Tecnológica – CONCYTEC” innovative Projekte und vergibt staatliche Förderungsinstrumente. Ein Beispiel zur Unterstützung von Innovationen ist die Initiative Start-Up Peru, welche ab 2015 mit mehr als 4 Millionen Euro jährlich neue unternehmerische Projekte unterstützen wird.

Neues Rohstoffabkommen zwischen Deutschland und Peru

Peru ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Bei metallischen Rohstoffen wie Silber und Kupfer gehört Peru zu den führenden Produzenten und auch die Metalle Gold, Blei, Molybdänd, Zinn und Zink sind in großen Mengen verfügbar. Der Bergbau trägt rund 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei und erwirtschaftet mehr als die Hälfte der Exporterlöse und rund ein Viertel der ausländischen Direktinvestitionen fließt in diesen Sektor.

Im Juli 2014 unterzeichnete die deutsche Bundesregierung ein Rohstoffabkommen mit Peru, welches unter anderem die umweltgerechte Stilllegung von Bergwerken sowie die Rekultivierung und Umsetzung von internationalen Umwelt- und Sozialstandards umfasst.

Bundesaußenminister Steinmeier erklärte hierzu: "Mit der Rohstoffpartnerschaft wollen wir Peru bei der Bewältigung seiner Herausforderungen unterstützen. Die Einhaltung von Menschenrechten, der Schutz der indigenen Bevölkerung und die Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialstandards sind wesentliche Elemente des Abkommens. Zugleich bietet die Zusammenarbeit Chancen für die nachhaltige Rohstoffsicherung Deutschlands."

Das Potenzial für deutsche Unternehmen liegen besonders im Angebot innovativer Lösungen in den Bereichen Umwelt- und Wassermanagement, Ressourceneffizienz oder bei der Rekultivierung stillgelegter Bergwerke.

Alle zwei Jahre findet die peruanische Fachmesse für Bergbau, Perumin, statt, bei der neue Technologien und Lösungen für diesen Sektor präsentiert werden. 2013 war Deutschland mit 40 Unternehmen das drittgrößte Ausstellerland nach den USA und China. 

Energie- & Umweltsektor

Wasserkraft ist die einzige erneuerbare Energie, die bereits in Peru in größerem Umfang zur Energieproduktion beiträgt. Besonders im Süden des Landes gibt es eine hohe Anzahl von Kraftwerken. Das größte Kraftwerk heißt „Mantaro“ mit einer Kapazität von 900 MW und wird von dem staatlichen Unternehmen „Electroperú“ betrieben. Das Wasserkraftpotenzial des Landes beträgt etwa 70000 MW insgesamt. 

Das zweite bedeutende Standbein der Energieversorgung ist der boomende peruanische Erdgassektor.  Das Land verfügt über die drittgrößte Erdgasreserven in Lateinamerika nach Mexico und Venezuela. Um die Energiesicherheit des Landes weiter zu sichern, ist der Ausbau einer großen Pipeline „Gasoducto Sur Peruano“ geplant, die die Städte Cusco, Apurímac, Puno, Arequipa, Moquegua und Tacna versorgen soll und eine Investitionen von US$ 12,5 Mrd.  bedeutet. (Sehen Sie dazu auch die Abbildung am Ende des Textes.) 

Die große Herausforderung für das Land wird, die Stromproduktion weiter auszubauen und zu diversifizieren. Potenziale für die Zukunft birgt der Ausbau der Anteil der erneuerbaren Energien; es gibt ein hohes Potenzial für Photovoltaik und Geothermie besonders im Hochland, das Windpotenzial an den peruanischen Küsten wird auf 22 GW geschätzt und die Kalkulationen für Biomasse und Biogas liegen bei 117 MW sowie 51MW.  Gesetzlich ist schon seit einigen Jahren die Förderung erneuerbarer Energien (RER) verankert und in diesem Rechtsrahmen wurden bereits 19 Projekte erneuerbarer Energien verwirklicht. 2014 wurde der erste Windpark in Marcona eingeweiht. 

Für deutsche Unternehmen liegen die Chancen besonders im Bereich kleinerer Windkraft und Solaranlagen für abgeschiedene Gebiete und zum Eigenverbrauch, wie beispielsweise für Schulen und Hotels. 

Im Dezember 2014 fand die WeItklimakonferenz in Perus Hauptstadt statt. Im Umweltbereich bietet Peru mehrere Geschäftsmöglichkeiten, besonders in der Abwasserbehandlung. Landesweit beträgt die Abdeckung der Trinkwasserversorgung nur 85,6%, die Abdeckung der Abwasserentsorgung nur 77,2%. In Peru werden nur 29% des Abwasservolumens aufbereitet oder gereinigt. 

Deutsche Technologien zur Wasserbehandlung können einen Beitrag dazu leisten, die Gesundheitsstandards anzuheben. Weitere geplante Umweltprojekte ist die Optimierung der Bewässerung im Agrarsektor mit einem Investitionsvolumen von etwa 15,6 Millionen US$  in den nächsten Jahren und die Wärmedämmung von 8.000 Wohnungen in den Hochanden bis 2015 im Wert von 67 Millionen US$. 

Chancen für Bayrische Unternehmen

Deutsche Unternehmen genießen in Peru ein hohes Ansehen und der Imagevorteil der Marke „Made in Germany“ erleichtert den Markteinstieg. Hohe Qualität spielt zunehmend einen wichtigen Faktor in Investitionsentscheidung der Peruaner. 

Die deutschen Exportgüter sind zum großen Teil hochwertige Kapitalgüter wie Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Kfz und pharmazeutische Produkte. Außerdem sind deutsche Technologien und Ingenieurleistungen beliebt bei dem Bau von Hochspannungsleitungen, neuen Gaskraftwerken, Gasverteilernetzen und Wasserkraftwerken, der Modernisierung von Raffinerien sowie Projekte im Bereich erneuerbare Energien, vor allem Windkraft und Solaranlagen. Siemens hat beispielsweise den Auftrag für drei Gasturbinen für ein Kraftwerk in Ilo ab 2016 erlangt. Die staatliche Investitionsförderagentur ProInversión plant 2015 sechs internationale Ausschreibungen für infrastrukturelle Projekte.

Chancen für deutsche KMU liegen besonders in Ressourceneffizienz, erneuerbaren Energien und der Wasserbehandlung, Umweltschutz, Landwirtschaft und Ausbau der Wertschöpfungskette im Allgemeinen. Zudem ist der Export von deutschen medizinischen Geräten im September 2014 im Vergleich zu den vorherigen 12 Monaten um 14% gestiegen speziell bildgebende Diagnostik und Dentalprodukte. 

Erfolgreich in Peru hat sich bereits das Nürnberger Unternehmen „Faber-Castell“ im Markt positioniert. Die Besonderheit ist, dass Faber-Castell ein unternehmenseigenes duales Ausbildungsprogramm etabliert hat, um dem Problem des Fachkräftemangels in Peru zuvorzukommen. Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist das Ulmer Unternehmen Zwick Roell, das eine Kooperation mit der Katholischen Pontifikats-Universität Peru eingegangen ist. Das Unternehmen hat ein Labor der Universität mit modernster Ausstattung für dynamische mechanische Tests versehen, womit das Labor jetzt zu einem modernsten in ganz Lateinamerika gehört. Somit fördert das Unternehmen den Technologietransfer in der heimischen Technologie und die Studenten lernen gleich mit den Instrumenten Zwicks umzugehen. 

Markteintrittsstrategien

Eine der am häufigsten gewählten Markteintrittsstrategien von deutschen Unternehmen in Lateinamerika ist durch einen lokalen Handelspartner. Die Deutsch-Peruanische Handelskammer bietet als Dienstleistung die Suche eines geeigneten Partners an und erleichtert damit den Zugang zum nationalen Markt. Darüber hinaus berät die Bayrische Repräsentanz für Südamerika bayrische Unternehmen, die sich in Peru niederlassen wollen. Interessierte Unternehmen werden bei der Durchführung von Marktforschungen unterstützt und erhalten Hilfe bei der Schaffung und Entwicklung von Vermarktungsstrukturen vor Ort. Außerdem stellt die Repräsentanz Kontaktdaten der zuständigen Behörden bereit und vermittelt mit Ansprechpartnern. Eine gute Möglichkeit den Zielmarkt besser kennen zu lernen und mögliche Partner vor Ort zu treffen, ist die Teilnahme an einer Delegationsreise, die für bayrische Unternehmer organisiert werden. 

Verfasserin: Pamela Valdivia, Bayerische Repräsentantin für Südamerika, Santiago, Chile  

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