Der Tesla von Mammendorf oder wie ein mittelständisches Unternehmen die Welt erobert

27.06.2022

Jennifer Rosenheimer und Michael N. Rosenheimer @MIPM

Der "Generationensteg" der Alt- und Neubau von MIPM verbindet © MIPM

„The World“ – poppt bei mir auf, als ich die Teams-Besprechung öffne. „The World“ – das ist der Name des Konferenzraums der MIPM Mammendorfer Instituts für Physik und Medizin GmbH, kurz MIPM GmbH genannt, das gerade sein 40-Jahr Jubiläum feiert. Das Unternehmen entwickelt und produziert Geräte, die auch unter extremen Bedingungen eines Kernspintomographen zuverlässig die Vitalparameter messen und anzeigen. Und weltweit dahoam ist das mittelständische bayerische Unternehmen im wahrsten Sinne des Wortes: MIPM gilt als Technologieführer bei MRT tauglichen Produkten. Ärzte aus über 100 Ländern schätzen die Technik made in Germany. Und da, mitten in Bayern, sitzen mir nun in „The World“ ganz unprätentiös Michael N. Rosenheimer und seine Tochter Jennifer Rosenheimer virtuell gegenüber, die MIPM mittlerweile gemeinsam führen. 


„Ich, mittelständisches bayerisches Unternehmen, weltweit?“ Niemals! 

Das ist die knappe Antwort auf die Frage, ob vor 40 Jahren eine weltweite Expansion in diesem Ausmaß irgendwie vorstellbar war. Erfolgte die Gründung doch mit dem Ziel, die medizinische Versorgung in München und Umgebung sicher zu stellen. Doch manchmal sind es neben guten Ideen, Fleiß und Durchhaltevermögen auch glückliche Zufälle, die den Weg eben.
 

So kreuzten sich die Wege von Michael N. Rosenheimer und der IHK beim Programm „Go Europe“. Und Rosenheimer war fasziniert davon, wie mittelständische Firmen international erfolgreich sein konnten – auch ohne die Ressourcen eines Global Players. Der Besuch bei einem bayerischen Hersteller von Sterilisatoren, der bedingt durch zahlreiche Messeauftritte auf den Gemeinschaftsständen von Bayern International viele Exportmärkte hatte und diese auf einer Weltkarte zur Schau stellte, gab den letzten entscheidenden Ausschlag: Es ist möglich.
 

Der Erfolgsweg beginnt

Schon 1997 wurde MIPM Marktführer mit dem MRI Caddy, einem MRT-tauglichen Spritzpumpensystem. 1998 folgte die Einführung der ersten Generation der MRT tauglichen Patientenüberwachung. Nicht nur die Idee und die Umsetzung waren genial, sondern auch der Name. Analog zur Bezeichnung der physikalischen Einheit eines Magnetfeldes nannte Rosenheimer seine Produkte „Tesla“ und leitete damit seinen Erfolgsweg ein. Ganz nebenbei: Die Automarke Tesla kam erst einige Jahre später auf den Markt!

 

Michael N. Rosenheimer als Elon Musk in der Medizintechnikbranche?

„Na jo…“, würde vermutlich die Antwort des sehr bescheiden wirkenden Michael N. Rosenheimer sein. Er würde jetzt wohl einen Blick auf seine Tochter Jennifer Rosenheimer werfen, in deren Verantwortung das gesamte operative Geschäft liegt. Und dann gleich umschwenken zu den Themen, die den beiden besonders wichtig sind: Der absolute Familienspirit der MIPM-Family, das klare Bekenntnis zu Regionalität, Handschlagqualität und einem achtsamen Umgang mit Mensch und Natur, der Fokus auf persönliche Beziehungen und eine gesunde Bodenhaftung gepaart mit Weltoffenheit.
„Das war ja alles nicht so genau geplant. Da hat ein Schritt zum anderen geführt“. Um dann noch gleich hinzuzufügen: „Und was man schon sagen muss: Bayern International war unser Steigbügelhalter.“ Und da mussten wir natürlich etwas nachhaken.

 

Herr Rosenheimer, Sie bezeichnen Bayern International als Ihren Steigbügelhalter. Was meinen Sie damit?

Stellen Sie sich vor, ich möchte zu einer Messe nach Abu Dhabi. Wer kümmert sich um alles? Wer baut mir meinen Stand? Wer schaut, dass die Internetverbindungen alle stabil sind? Diese ganze Infrastruktur stellt Bayern International zur Verfügung. Sonst müsste ich das alles machen. Aber ich kümmere mich vorab lieber um meine Produkte und um meine Leute, die für mich arbeiten. Bei der Messe hält mir das Team von Bayern International ganz unkompliziert den Rücken frei, damit ich mich um meine potenziellen Kunden vor Ort kümmern kann.

Auch die Delegationsreisen. Gerade am Anfang habe ich alles wie ein Schwamm in mich aufgesaugt. Wie ist die Mentalität in einem Land? Worauf muss ich achten? Da gibt es ja so viele Kleinigkeiten, die absolut erfolgsentscheidend sind. Und wie hätte ich sonst je die Möglichkeit bekommen, meine Produkte auch an oberster Stelle in den politischen- und auch Wirtschaftskreisen vorzustellen?

Klar ist es mit Messebesuchen nicht getan – der Markteintritt in Indien, der mit einem Messebesuch begann, von dem ich ganz euphorisch nach Hause kam, hat schlussendlich 10 lange Jahre gedauert.
 

Sind die Delegationsreisen für Sie jetzt auch noch wichtig?

Ja unbedingt. Ich schicke auch oft meine Händler vor Ort zu den Delegationsreisen. Denn so können sie Kontakte knüpfen und das ist enorm wichtig! Wir müssen auch die bayerische Karte ziehen – die Leute fasziniert weltweit die deutsche und insbesondere die bayerische Kultur. Das Weißwurstessen, das Hofbräuhaus, das Oktoberfest – da kommen die Leut zusammen. Vieles mache ich mir mittlerweile natürlich selbst, mittlerweile habe ich die Mittel dazu. Aber Bayern International setzt genau auf diese Karte: Bayerische Verwurzelung und Weltoffenheit. Und das gefällt mir!

 

Frau Rosenheimer, MIPM hat 2016 den Bayerischen Exportpreis erhalten.

Ja, das war eine große Genugtuung, auch in der Form Anerkennung für unsere Arbeit zu bekommen! Und dann der Imagefilm, den wir drehen durften! So was macht man sonst nicht, denn so ein professioneller Film kostet einfach viel. Das Schöne ist: Er bringt uns noch immer Aufmerksamkeit. Ja und auch die Verleihung selbst: Der schöne Rahmen, die Politiker und Verantwortungsträger, die da sind. Die kennen uns seither und das schafft eine ganz andere Gesprächsbasis!


Was sind Ihre Ideen für die Zukunft, Herr und Frau Rosenheimer?

Mittelfristig wollen wir den US-Markt so im Griff haben, wie wir uns das vorstellen. Das birgt noch enormes Potenzial. Und auch neue Produkte sind in der Pipeline. Ganz wichtig sind uns eine ständige, nachhaltige Weiterentwicklung und vor allem unsere Leute, unser Familiengeist.  

 

Dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind, das wird im Laufe des Interviews ganz klar. Wie beim Ping-Pong spielen sich Vater und Tochter die (Wort)-Bälle zu und spornen sich dadurch gegenseitig an. Ob es das AzbB – das arbeitszeitbeendende Bier, das auch ein Kracherl sein darf – oder das gemeinsame digitale Kochen und digitale sportliche Workouts sind, Sommerfeste für Mitarbeiter*innen am Firmengelände oder auch mal daheim bei den Rosenheimers, der tägliche Rundgang der Chefleute, bei dem den Angestellten auch in die Augen geschaut wird und der ganze Mensch zählt und nicht nur die Arbeitskraft. Oder ob das die Haltung ist, dass Nachhaltigkeit auch gelebt werden muss. Sei es durch das Pflanzen von Bäumen bei jedem verkauften Produkt, der Bevorzugung von Lieferanten und Mitarbeitern, die aus dem näheren Umkreis stammen und auch den alltäglichen Kleinigkeiten wie dem achtsamen Umgang mit Arbeitsmitteln und Flugkilometern.

Diese Haltung spiegelt sich auch in einem Preis wider, den Hr. Rosenheimer an ausgewählte Partner übergibt, dem hochwertig ausgeführten Leonardo da MIPM Award. Erste Preisträgerin war übrigens die MIPM Personalleiterin Elisabeth Rosenheimer – neben ihrer hervorragenden Tätigkeit im Unternehmen auch für die stete Unterstützung ihres Gatten und ihrer Kinder!

 

Text: Claudia Prock für Bayern International 

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