Christian Weber wird neuer stellvertretender Geschäftsführer

23.04.2021

Christian Weber (Foto: Bayern International)

Seit 1. März 2021 ist Christian Weber Stellvertretender Geschäftsführer von Bayern International. Wir haben dem bisherigen Bayerischen Repräsentanten in Mexiko eine Vielzahl von Fragen gestellt: von den einzelnen beruflichen Stationen, dem Wechsel zu Bayern International bis hin zu Hobbys und Interessen.

 

Herr Weber, wie ist es Ihnen mit schnellen Wechsel von der Repräsentanz zu Bayern International ergangen? Sind Sie inzwischen in Bayern angekommen?

Es war fast wie beim Umzug des Flughafens München im Mai 1992, den ich damals persönlich miterlebt habe. Bis zum 28. Februar 2021 war ich noch der Leiter der Repräsentanz Mexiko und am 1. März 2021 dann der Stell-
vertretende Geschäftsführer von Bayern International.
Besonders deutlich wurde der rasante Übergang bei den virtuellen Foren Bau und Medizin. Bayern International und die Repräsentanz Mexiko hatten diese virtuellen Projekte mit der AHK als Dienstleister aufgesetzt. Meine Nachfolgerin in der Leitung der Repräsentanz Mexiko, Gabriela González Kaiser, lernten die Teilnehmer der Foren und meine Kollegen bei Bayern International in München zunächst als Mitarbeiterin der AHK Mexiko kennen, und beide tauschten wir dann gleichzeitig die Stühle. In Zeiten des Homeoffice ist das gar nicht so aufgefallen, wäre da nicht der Jet-Lag; den habe ich dann schon gespürt, als ich am 21. Februar als Noch-Repräsentant meinen Telearbeitsplatz von Toluca nach Freising verlegt habe. Davon einmal abgesehen, bin ich aber sehr froh, dass wir den fliegenden Wechsel in der Repräsentanz Mexiko so gut hinbekommen haben.

 

Und privat, Herr Weber? Ein Umzug ist ja auch immer mit jeder Menge Herausforderungen – auch für die eigene Familie - verbunden.

Für mich persönlich bedeutet der Wechsel meines Arbeitsplatzes zum Glück keinen großen Umzug, sondern lediglich die erneute Verlegung des Schwerpunkts meiner Aktivitäten nach Bayern. Auch während meiner Zeit in Mexiko hatte ich den Wohnsitz in meiner bayerischen Heimat nie aufgegeben und das gleiche gilt jetzt für mein zweites Zuhause in Mexiko. Als meine mexikanische Frau und ich geheiratet haben, war uns beiden klar, dass wir nicht auswandern werden. Dafür sind wir beide zu heimatverbunden. In über 20 Jahren haben wir eine gewisse Routine darin entwickelt, wie wir unser Leben miteinander und unser Leben in der jeweiligen Heimat in Einklang bringen können. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich örtliche Verwurzelung und Internationalisierung nicht widersprechen, sondern gegenseitig ergänzen, wenn nicht sogar bedingen.

Freilich ist die neue Konstellation jetzt erst mal wieder ein Einschnitt, und das nicht nur im Persönlichen. Schließlich habe ich bei Bayern International eine spannende neue Aufgabe übernommen, wenn auch in einem vertrauten Umfeld.

 

Sie sprechen von einem vertrauten Umfeld. Aber die Arbeit als bayerischer Auslandsrepräsentant ist doch grundlegend anders als die des Stellvertretenden Geschäftsführers von Bayern International?

Bayern International ist mir nicht ganz unbekannt, und viele Kolleginnen und Kollegen kenne ich schon recht lange. Im Jahre 2003 begann ich meine Tätigkeit für Bayern International als Referent im Standortmarketing und wurde 2006 stellvertretender Leiter der Projektgruppe Invest in Bavaria bei Bayern International, bis ich im März 2009 die Funktion des Repräsentanten des Freistaats Bayern in Mexiko bei der dortigen AHK übernahm. Im Mai 2016 kehrte ich zu Bayern International zurück und war dort bis Dezember 2017 Leiter des Referats Invest in Bavaria und leitete zusätzlich das Team „Regionale Projekte“.

Die Erfahrung in der Investorenbetreuung, im Standortmarketing, aber auch in konzeptionellen Fragen der Ansiedlungspolitik möchte ich nicht missen. Die Kontakte zu regionalen Partnern, den Organisationen der bayerischen Wirtschaft sowie bayerischen Clustern und Kompetenzzentren waren auch für meine Arbeit als bayerischer Auslandsrepräsentant eine große Hilfe. Besonders geprägt hat mich bei Invest in Bavaria die direkte Arbeit mit Unternehmen und die damit verbundene Kundenorientierung.

Und auch in den Auslandsrepräsentanzen, bei Bayern International sowie in der ganzen „Außenwirtschaftsfamilie“ geht es letztlich immer darum, Unternehmen die Internationalisierung zu erleichtern. Daher war ich auch in meiner Zeit in Mexiko als Teil des Internationalisierungsnetzwerkes stets eng mit den Partnern in Bayern verbunden. Den regen Austausch mit den vielen Partnern aus allen Regionen Bayerns möchte ich ebenso wenig missen wie die vielen Termine vor Ort. Ich hoffe, dass ich auch in meiner neuen Funktion Gelegenheit habe, weiterhin im Kontakt zu bleiben.

An diversen Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaft aber auch des Standortmarketings sind die Repräsentanten aktiv beteiligt. So hatte ich intensiv Gelegenheit, mit den Kolleginnen und Kollegen von Bayern International bei Delegationsreisen, Messebeteiligungen und Sonderprojekten zusammenzuarbeiten. Seit Beginn der Corona-Pandemie im letzten Jahr hat die Repräsentanz gemeinsam mit Bayern International neue Formate entwickelt und zahlreiche Projekte virtuell durchgeführt.

 

Ihre neue Tätigkeit als stellvertretender Geschäftsführer umfasst viele Aufgaben im Bereich Verwaltung und Organisation. Ist das nicht ein großer Unterschied, zu dem, was Sie bisher gemacht haben. Schreckt Sie das nicht?

Geschreckt haben mich solche Tätigkeiten noch nie, ganz im Gegenteil. Bereits in meiner Schulzeit sammelte ich als Klassen- und Schülersprecher am Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising erste praktische Erfahrung im Organisieren, im Moderieren, in der Menschenführung, die ich später in der Jugendarbeit und Kommunalpolitik vertiefte. Mein Interesse an Organisations- und Führungsfragen war auch ein Grund dafür, dass ich mich nach dem Abitur zum freiwilligen Militärdienst mit der Ausbildung zum Reserveoffizier entschloss.

Auch bei meiner Beschäftigung als Wahlkreis-Mitarbeiter eines Bundestagsabgeordneten und bei meiner Arbeit für Technische Universität München spielten organisatorische Fertigkeiten und Kenntnisse im administrativen und rechtlichen Bereich eine Rolle.

Das Wissen um die Bedeutung rechtlicher Regeln und administrativer Fragen und meine Affinität zu diesen Themen bewogen mich dazu, dass ich neben Geographie auch Rechtswissenschaften studierte. Für meine Tätigkeiten im Bereich der Planung und der Wirtschaftsförderung war dies stets von Nutzen.

Bei meiner Tätigkeit für Invest in Bavaria war ich intensiv mit administrativen und organisatorischen Fragen befasst, dies bereits als stellvertretender Leiter der Projektgruppe Invest in Bavaria und in besonderer Weise als Leiter des Referats Invest in Bavaria bei Bayern International.

Auch als Bayerischer Repräsentant in Mexiko hatte ich häufig mit administrativen und organisatorischen Fragen zu tun. Im Jahr 2018 betreute ich die Gründung der Repräsentanz von Bayern International in Mexiko und war seither als deren Leiter intensiv mit administrativen Fragen auch in Mexiko befasst. Seit 2009 bildete die Koordinierung unterschiedlicher Akteure aus Bayern und Mexiko zur Durchführung gemeinsamer Projekte wie Reisen, Veranstaltungen oder Werbemaßnahmen einen zentralen Bestandteil meiner Arbeit. Dabei musste ich auch die Kommunikation zwischen nicht nur kulturell recht verschiedenen Partnern gewährleisten, sondern auch oft zwischen unterschiedlichen Positionen und Interessenlagen vermitteln.

Das klingt ja fast so, als ob Organisation und Verwaltung eine große Leidenschaft und auch ein Hobby wären? Haben Sie darüber hinaus noch weitere Interessen?

Es ist schon richtig, dass ich auch im privaten Bereich gerne organisiere, zum Beispiel bei Reisen oder auch bei kleineren Bauvorhaben. Da wären wir dann schon bei einer weiteren Aktivität: dem Planen und Bauen. Das geht dann auch mit meinem Interesse an Architektur und Bauten einher. Zum Glück für meine Mitmenschen bleibt es dann oft nur beim Planen, aber einzelne Vorhaben, insbesondere an unserem Haus in Toluca, habe ich dann doch durchgezogen. Und es bereitet ja auch Freude, wenn man dann an einem schönen Ort, wie einer Dachterrasse, ein gemeinsames Essen mit der Familie und mit Freunden genießen kann. Und bei dem einen oder anderen Urlaub in Mexiko wird das hoffentlich auch in Zukunft noch möglich sein.

In der Zwischenzeit finden dann an den Wochenenden immer wieder virtuelle Familientreffen statt. Für die jüngeren Teilnehmer müssen wir noch einen virtuellen Ersatz für das Ostereiersuchen finden, nachdem ich diesen Brauch vor ein paar Jahren in unserer mexikanischen Familie eingeführt habe.

Wenig beeindruckt von den virtuellen Möglichkeiten ist unsere Hündin Pirinola. Aber nachdem sie bereits 11 Jahre zur Familie gehört, weiß sie mit meiner Abwesenheit gut umzugehen und sucht dann stärker die Nähe zu meiner Frau und gelegentlich auch weiteren Familienangehörigen. Die müssen dann die Marotten ertragen, die ich dem Tier angewöhnt habe.

Gerne berichte ich über „Geschichte und Geschichten“ aus Bayern oder Mexiko. Das habe ich in der Vergangenheit auch bei Delegationen und Besuchen gemacht. Da kommt dann bei mir nicht nur der Geograph und Länderkundler durch, sondern auch mein recht breites Interesse an Geschichte, Politik, Wirtschaft oder Umweltfragen. Gerne unternehme ich daher auch Streifzüge, um das eine oder andere zu erkunden - jetzt in Bayern wieder verstärkt mit dem Fahrrad.

Gerne würde ich auch etwas mehr schreiben und auch fotografieren, aber dazu fehlt dann meist die Zeit. Umso anregender finde ich daher den Austausch zu Themen und Projekten im Bereich Kommunikation und Marketing. Schließlich habe ich mich seit meinen Anfängen in der Schülerzeitung vor nunmehr 40 Jahren in verschiedenen Bereichen mit diesen Themen befasst. Auch in meiner Zeit als Repräsentant waren Publikationen und Produktionen eine willkommene Abwechslung.

Welche besonderen Erfahrungen aus Ihrer langjährigen Tätigkeit in Mexiko sind Ihnen besonders wichtig? Und was nehmen Sie daraus mit?

Im persönlichen Bereich hat sich mein Blick auf mich selbst und auch auf Bayern und Deutschland geschärft und verändert. Ich sehe jetzt manches bewusster und habe manches zu schätzen gelernt, was früher selbstverständlich war.

Gleichzeitig bin ich offener geworden und hoffentlich auch etwas geduldiger. Den Zugang zu anderen Menschen und Kulturen findet man nur, wenn man sich in sie hineinversetzt und akzeptiert, dass nicht alles so ist, wie man es sich vorstellt. Das gilt übrigens auch für den Zugang zu anderen Märkten!

Der Weg vom „Kennen“ eines anderen Landes und einer anderen Kultur bis zum „Akzeptieren“ dauert dabei seine Zeit und geht eigentlich nur über das eigene Erleben. Während meiner Zeit am Geographischen Institut der Technischen Universität München in den 1990er Jahren hatte ich mich intensiv mit Mexiko befasst und war u.a. Mitautor einer Länderkunde über Mexiko. Ich kannte das Land also schon recht gut, als ich dort intensiver in die Projektarbeit einstieg und dann bald meine Frau kennenlernte. Schnell habe ich aber gemerkt, dass es mit dem Wissen allein nicht getan ist.

Im beruflichen Bereich hatte ich Gelegenheit, die Instrumente zur Förderung der Internationalisierung in der praktischen Anwendung kennenzulernen, gewissermaßen im Praxistest. Gerne bringe ich jetzt diese praktische Erfahrung in die Gestaltung von Programmen sowie die Organisation und ihre Prozesse ein. Meine Eindrücke in Mexiko haben mich darin bestärkt, dass man bei der Aufstellung von Konzepten und Programmen stets die praktische Umsetzung im Blick haben sollte

Der Blick aus der Ferne lässt manche Zusammenhänge erkennen, die man aus der Nähe nicht immer sofort sieht. Das gilt besonders für die große Vielfalt der bayerischen Angebote, nicht nur im Bereich der Außenwirtschaft. Als Repräsentant ist man zwar in erster Linie Netzwerker im jeweiligen Land, aber ich habe schnell gemerkt, dass es meine Netzwerke nach Bayern sind, die mich für meine Partner in Mexiko interessant machen. Die Vielfalt der Angebote und Partner in Bayern macht freilich das Netzwerken nicht immer ganz einfach. Mir wurde bewusst, dass die große Stärke bei der Förderung der Internationalisierung der bayerischen Wirtschaft in der engen Zusammenarbeit der zahlreichen Akteure liegt. Und Bayern International kommt hier eine wichtige Aufgabe zu.

Vielen Dank für Ihre Zeit und das spannende Gespräch! Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

 

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