EZ-Scout Bayern – Beratung für bayerische Unternehmen mit Zielmärkten in Entwicklungs- und Schwellenländern

Foto © INFINITY - Fotolia.com

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Afrika – vor allem südlich der Sahara – ist für uns weitgehend terra incognita, der Kontinent ist uns aufgrund der vielen unterschiedlichen Länder die Afrika ausmachen, weitgehend unbekannt. Das trifft auch für die Wirtschaft zu. Das ehemalige deutsche Staatsoberhaupt  Horst Köhler appelliert an die Wirtschaft, mutiger zu sein und  Investitionen in Afrika zu wagen. Damit hat er ziemlich genau auch das beschrieben, was Almuth Dörre, als bayerischer EZ Scout täglich macht. Sie ist seit drei Jahren im Außenwirtschaftszentrum Bayern, einer Gemeinschaftsinitiative der bayerischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Nürnberg. Ihre Mission: Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaft stärker zu verknüpfen. Sie sucht und findet  als „Pfadfinder“ gemeinsam mit den Unternehmen den individuell richtigen Weg sowie die passenden Kooperations- und Förderinstrumente, um in den Partnerländern des BMZ in Lateinamerika, Asien und Afrika Fuß zu fassen. Letzteres ist der Schwerpunktkontinent des BMZ. Völlig zu Recht, findet Dörre, denn Afrika ist ein Kontinent der unerkannten Chancen, auch gerade für bayerische Unternehmen.

Doch besonders hier, so Dörres Erfahrung, sind deutsche Mittelständler oft noch zurückhaltend und überlassen das Gebiet etwa asiatischen Investoren und Geschäftspartnern. Dass China seit Jahren schon äußerst aktiv auf dem afrikanischen Kontinent ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber auch Brasilien hat ein enormes Handelsvolumen mit Afrika und dieses in den letzten Jahren verfünfzehnfacht. Und selbst unter den Europäern stehen die deutschen Unternehmen zurück. Die deutsche Zurückhaltung hat verschiedene Ursachen erklärt Dörre, einige davon durchaus berechtigt, aber mit guter und langfristiger Planung zu überwinden.

Verstärktes deutsches Engagement würde beiden Seiten helfen, ist Dörre überzeugt. Über Handel mit und Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern tragen deutsche Unternehmen maßgeblich zu deren Entwicklung bei. Sie schaffen neue Arbeitsplätze und erhöhen damit nachhaltig Einkommen und Lebensstandard der lokalen Bevölkerung. Sie bieten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen an und sichern Sozial- und Umweltstandards. Durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten generieren sie zusätzliche Steuereinnahmen, die sozialstaatliches Handeln und staatliche Investitionen  ermöglichen.

Deutsche Mittelständler bieten weiteraus mehr an, als ihre asiatische Konkurrenz. Neben der hohen Qualität der Produkte (Made in Germany), eine adäquate Schulung und  Ausbildung der Mitarbeiter sowie Standards und Umweltbewusstsein. Auch das Vorbild des „Ehrbaren Kaufmannes“ kann eine wichtige Richtschnur für afrikanische Länder auf ihrem Wirtschaftskurs sein. An diesem zu partizipieren, sollte im Interesse deutscher Unternehmen sein. Afrika ist ein Konjunkturmotor, mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von über fünf Prozent und das seit Jahren. Korruption, politische Instabilitäten  und Staatsverschuldung  bekommt der Kontinent seit den 1990er Jahren zunehmend in Griff.

Seien die Bedenken auf Unternehmerseite erst einmal zerstreut, sind diese regelrecht begeistert, berichtet Dörre von Ihren Erfahrungen als EZ-Scout. Afrika sei wie ein Virus, berichtete neulich der Senior-Chef eines Nürnberger Unternehmens, das seit Jahrzehnten in Afrika tätig ist. Einmal angesteckt, lasse ihn dieser Kontinent nicht mehr los. Seine Begeisterung steckt an. Alle Unternehmen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit kennengelernt hat, empfehlen anderen Mittelständlern, auch den Schritt über das Mittelmeer zu wagen – es lohnt sich. Und gerade für die  ersten Schritte in den Markt  steht sie hilfreich zur Seite:

Etwa durch einzelbetriebliche Beratung, die auch „Inhouse“ angeboten wird. „Ich informiere die Unternehmen über verschiedene Netzwerke, derer man sich bedienen kann.“ Neben den Auslandshandelskammern (AHKs) http://www.ahk.de/ahk-standorte/ unterhält die Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in vielen afrikanischen Staaten sogenannte Länderbüros der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die unterschiedliche Projekte betreuen, so etwa zur Beruflichen Bildung oder zur Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung. Darüber hinaus existieren dort langjährig etablierte Kontakte zur Politik,  Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Dörre behält als EZ-Scout stets den Durchblick im Förderdschungel, wo den Unternehmen verschiedenste Maßnahmen zur Verfügung stehen. So zum Beispiel das  develoPPP.de-Programm, mit dem das BMZ Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft fördert, oder auch Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), eine Tochter der KfW-Bankengruppe, bietet verschiedene  Förder- und Finanzierungsinstrumente.

Zwischen ein und drei Jahren muss man einplanen, von der Projektidee bis zu dessen Beginn. Dabei sollten auch kulturelle Unterschiede  unbedingt einbezogen werden. „Es geht vieles nicht so schnell wie hier“, erklärt Dörre. „In Afrika sind vor allem aber persönliche Beziehungen extrem wichtig. Gemeinsame Essen, Gespräche über die Familie und Einladungen, die man unbedingt annehmen sollte, sind der Türöffner. “

Afrika ist definitiv ein Kontinent voller Chancen und mit Zukunft. Sieben von zehn Afrikanern sind unter 30 Jahren. Doch häufig wird Afrika nur mit Wüste, HIV, Hunger oder Ebola gleichgesetzt. Während der Hochphase der Ebola-Epidemie wurden Reisen nach Afrika im großen Stil storniert, auch in Länder, die Tausende Kilometer von der Seuche entfernt liegen. Das sei so, wie wenn ein Berliner nicht mehr nach München reise, weil in Singapur eine Grippewelle ausgebrochen sei. Die Entfernung sei nämlich die gleiche wie zwischen Sierra Leone und Johannesburg. Oft wird Afrika als eine homogene Masse wahrgenommen und in seiner Größe vollkommen unterschätzt – gerade  auch in seinem wirtschaftlichen Potential.

Längst schon hat sich das, was früher Entwicklungshilfe hieß, in Entwicklungszusammenarbeit gewandelt, nicht nur dem Namen nach geht es heute um Partnerschaft auf Augenhöhe. Der nächste wichtige Schritt auf diesem Weg ist die Verknüpfung von Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaft.

Die derzeit 21 EZ-Scouts sind vom BMZ in Dachverbände der Wirtschaft, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Branchenverbände entsandt, um hier gemeinsam mit der Wirtschaft diesen Schritt zu vollziehen. Almuth Dörre ist EZ-Scout für Bayern und hier beim Außenwirtschaftszentrum Bayern in Nürnberg angesiedelt. In ihrer dreijährigen Tätigkeit hat Dörre bereits rund 160 Unternehmen beraten.

Kontakt: 

Almuth Dörre M.A.
Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ)
Tel.: 0911 23886-46
E-Mail: Almuth.Doerre@awz-bayern.de
 

Autorin: Außenwirtschaftsszentrum Bayern in Nürnberg