Mongolei baut erneuerbare Energien aus

Die Mongolei verfügt über großes Potenzial zur Produktion und zum Export grünen Stroms. Eine Gesetzesänderung sieht vor, die Kosten für die Förderung erneuerbarer Energien auf den Stromtarif umzulegen. Zuvor hatte die Regierung Probleme, Abnahmeverpflichtungen zu erfüllen. Projekte zum Bau von Windparks stehen vor einem Neustart. Fortschritte gibt es beim Bau eines Wasserkraftwerks am Egiin Gol.

Ulan Bator (gtai) - Nach dem erfolgreichen Start des Windparks Salkhit (50 MW) im Juni 2013 stehen in der Mongolei weitere Projekte zum Ausbau der erneuerbaren Energien am Start. Laut Angaben der Oxford Business Group lagen 2013 bereits Stromabnahmeabkommen für Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 511 MW vor.

Weit fortgeschritten ist das Projekt zum Bau eines Windparks mit 54 MW in Sainshand durch das Unternehmen Sainshand Wind Park LLC, an dem die deutsche Firma Ferrostaal Industrial Projects GmbH im Februar 2014 die Mehrheit übernommen hat. Die Kosten für den Bau der Anlage mit 27 Windrädern belaufen sich auf rund 115 Mio. US$. Eigentlich sollten die Arbeiten im Mai 2015 beginnen und die Anlage sollte bis Ende 2016 fertiggestellt sein. Doch die Umsetzung des Projekts wurde im April 2015 gestoppt. Hintergrund waren Schwierigkeiten der mongolischen Regierung bei der vereinbarten Abnahme und Vergütung des Stroms aus dem Windpark Salkhit.

Gründe für die Probleme waren die schwierige finanzielle Situation der Regierung und der deutlich niedrigere Strombedarf bei Nacht, wenn die Nachfrage nach Strom um rund 40% absinkt. Hinzu kam, dass für die in US-Dollar fixierten Tarife wegen der Abwertung der mongolischen Währung ein immer höherer Betrag in Togrog bezahlt werden musste.

Nach Änderungen im mongolischen Energiegesetz im Sommer 2015 keimt aber wieder Hoffnung in der Branche auf. Den Novellierungen zufolge sollen die Kosten für die Abnahme von Strom aus erneuerbaren Quellen künftig auf den Stromtarif umgelegt werden. Gleichzeitig soll auf den Rechnungen der Verbraucher ausgewiesen werden, wie viel sie für die Abnahme von grünem Strom zusätzlich zahlen. Die Vergütungssätze für die Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien bleiben gleich.

Laut Aussage von Oliver Schnorr, dem Leiter von Ferrostaal Mongolia, werden die Arbeiten am Bau des Windparks Sainshand nun wieder aufgenommen. Ende 2015 könnten die ersten Bodenbohrungen und ab Frühjahr 2016 die Bauarbeiten beginnen. Bis spätestens Mitte 2017 soll der Windpark fertiggestellt sein. Auch bei dem Projekt von Clean Energy Asia gebe es nun wieder Fortschritte.

Windkraftprojekte in der Mongolei

Projekt

Anmerkungen

  • Bau eines Windparks mit 250 MW in der Nähe der Kohlemine Tavan Tolgoi

Investor: Clean Energy Asia (Joint-Venture aus Newcom (Mongolei), Softbank (Japan) und dem schwedischen Investmentfonds Happy Wind); Bauarbeiten an erster Ausbaustufe (102 MW; 200 Mio. US$) sollen 2016 beginnen

  • Bau eines Windparks mit 50 MW in Tsogt-Tsetsii (Südgobi-Aimag)

Investor: Clean Energy gemeinsam mit JICA (Japan); geschätzte Kosten: 100 Mio. US$; Machbarkeitsstudie für Windpark in Khurmen-Sum und Pläne zum Bau von Solarparks

  • Bau eines Windparks mit 50 MW in Choir

Investor: Aydiner Global LLC (Türkei); geschätzte Kosten: 95 Mio. US$

  • Bau eines Windparks mit 100 MW in Choir

Investor: AB Solar Wind

(Quellen: Presseangaben; Recherchen von Germany Trade & Invest)

Finanzierung für Wasserkraftwerk Egiin Gol steht

Fortschritte gibt es auch beim Projekt zum Bau eines Wasserkraftwerks mit einer Leistung von 220 MW am Fluss Egiin Gol in der Nähe der Stadt Erdenet. Laut Angaben der NachrichtenagenturBloomberg wurde im März 2015 die Finanzierung für das 828 Mio. $ teure Vorhaben geklärt. Sie erfolgt im Rahmen einer Kreditlinie der Eximbank of China im Umfang von 1 Mrd. $. Pro Jahr soll die Anlage rund 500 Mio. kWh Strom erzeugen. Dafür wird ein 93 m hoher und 730 m langer Damm errichtet.

Weitere Wasserkraftwerksprojekte könnten folgen. So lagen laut Angaben von OBG Anfang 2015 Machbarkeitsstudien für vier weitere Werke vor oder waren in Bearbeitung: Delger (250 MW), Orkhon (100 MW), Erdeneburen (60 MW) und Chargait (24,6 MW). Laut Presseangaben gibt es im Bajan-Ölgii-Aimag im Westen der Mongolei ein weiteres Projekt zum Bau eines Wasserkraftwerks mit einer Leistung von 56 MW. Bei dem 160 Mio. US$ teuren Vorhaben ist die türkische Firma ZTM Engineering and Consulting Co. Inc engagiert. Hinzu kommt ein Projekt des slowakischen Unternehmens Marcus Industry am Orchon-Fluss.

Benötigt werden die Wasserkraftwerke für den weiteren Ausbau der Wind- und Solarkraft, da sich mit ihnen die Produktionsschwankungen ausgleichen lassen. Hinderlich für den Bau von Wasserkraftwerken in der Mongolei ist allerdings die Topographie: Wegen des Fehlens enger Täler sind flächenmäßig große Stauseen nötig. Außerdem schränkt der lange Winter die jährliche Nutzungsdauer der Anlagen deutlich ein. Hinzu kommt, dass alle Flüsse in der Mongolei in Richtung Russland fließen. Russland wiederum hat Befürchtungen wegen einer Verringerung des Wasserzuflusses in den Baikalsee. Dies gilt vor allem für ein mögliches Kraftwerk am Fluss Selenge (Wasserkraftwerk Shuren) mit einer möglichen Leistung von 300 MW, dessen Umsetzung Beobachter für wenig realistisch halten.

(Quelle: gtai - Germany Trade & Invest. Den Artikel erhalten Sie in einer längeren Version und mit relevanten Internetadresse hier