Mit Biogas in alle Welt

Die Geschäftsführer von Snow Leopard: Tochter-Vater-Gespann  Katharina und Walter Danner

Die Geschäftsführer von Snow Leopard: Tochter-Vater-Gespann Katharina und Walter Danner

Die Zahlen sind beeindruckend: Innerhalb eines Jahres raste Exportquote der Snow Leopard Projects GmbH (SLP) von neun auf nahezu 100 Prozent. Was sich wie ein Druckfehler liest, ist auf die Entwicklung von cleveren Hightech-Biogas-Anlagen zurückzuführen, die vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer nachfragen. Ob Peru, Kenia, Myanmar oder Kuba – überall dort, wo die Abfallentsorgung schwierig und günstiger Strom gefragt ist, werden die Anlagen aus Niederbayern mit offenen Armen empfangen.

Dass dies Wirklichkeit ist, hat verschiedene Gründe: Auslöser war sicherlich die neue Gesetzgebung zur Stromeinspeisung aus Biogas-Anlagen in Deutschland. Über Nacht wurden Biogas-Anlagen interessant. Die Grundlage für den Erfolg der Danners wurde jedoch schon wesentlich früher gelegt: auf dem elterlichen Bauernhof von Walter Danner. „Man konnte ja einfach nie von hier weg“, erinnert er sich. „Urlaub war nicht drin. Deshalb habe ich das Fernweh beruflich gestillt“, lacht der 55-jährige Agrar-Ingenieur. So begann Danner vor 20 Jahren Biogasanlagen in aller Welt zu errichten – anfangs vor allem Container-Anlagen, etwa für Kenia, Tansania oder auf den Laccadiven, einer Inselgruppe im Indischen Ozean. Ihr Prinzip beruht auf einem Projekt der Biomüllvergärung des Kreisverbandes Rottal-Inn/Dingolfing-Landau: „Die Abfallmenge damals war zu gering und es gab keine bestehende industrielle Anlage für Biogas. So haben wir das damals selbst entwickelt, und dann eben immer weiterentwickelt.“

„Aus dieser Zeit stammen natürlich nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern auch gute Kontakte“, fasst Tochter Katharina zusammen. Die heute 29-jährige konnte sich direkt nach dem Abitur zwar noch nicht vorstellen, ins Biogas-Geschäft einzusteigen, hat aber idealerweise International Management studiert: „Ich hatte damals schon verstanden, dass das Auslandsgeschäft meines Vaters auch mir Spaß machen könnte.“ Als die Entscheidung für den Einstieg ins väterliche Unternehmen gefallen war, setzte sie einen Master als Wirtschaftsingenieurin mit Schwerpunkt Energietechnik darauf. 

Doch es sind nicht nur die guten Kontakte aus alten Zeiten, die die 2011 gegründete Snow Leopard Projects GmbH heute erfolgreich machen. Es ist in erster Linie die Technologie und das Qualitätsdenken der beiden Danners: „Unsere Biogasanlagen sind deshalb mit so unterschiedlichen und auch als schwierig geltenden Materialien wie etwa Stroh beschickbar, da sie wie die Verdauung einer Kuh aufgebaut sind. Eine Kuh hat mehrere Mägen hintereinander, in denen jeweils etwas anders passiert. So können Kühe ihre Nahrung aus Gras und faserigen Stoffe sehr gut verwerten. Ganz ähnlich geschieht dies auch in unseren Biogas-Anlagen “, erklärt Katharina Danner das SLP-System.

Die unterschiedlichen Möglichkeiten, aus Biomasse Gas und damit Strom oder Wärme zu produzieren, sind dank des Kuh-Prinzips überraschend vielfältig: Neben Gras in jeder Qualität oder Pferdemist mit Stroh und Sägespänen werden die Anlagen derzeit auch mit Schlachtabfällen von Kamelen oder Rückständen von Palmen oder Bananen beschickt. Zudem erbringen die SLP-Anlagen 20 bis 30 Prozent mehr Leistung als herkömmliche Biovergasung. Zusammengenommen zwei wesentliche Bausteine für den internationalen Erfolg.</div><div>Die Effektivität der Anlagen findet auch in Industrienationen großen Anklang – zum Beispiel in England: Gerade ist dort eine neue Biogasanlage wenige Monate nach dem Start zu ihrer vollen Mehrleistung gekommen. „Die Auftraggeber konnten es erst nicht glauben, denn sie beschicken diese Anlage tatsächlich zumeist mit Stroh und Gras sowie mit verschlammtem Gras aus Überschwemmungsgebieten“, erklärt der Seniorchef. 

Für die Jury des Exportpreises spielte ein weiterer Aspekt eine gewichtige Rolle für die Auszeichnung als Exportsieger: Die Sublieferanten und Vertragspartner von SLP stammen aus der Region. Die Pumpstationen macht ein Rohrleitungsbauer aus demselben Landkreis, die Steuerung kommt aus Dingolfing, die Rührwerke aus dem Allgäu und das Fütterungssystem aus einem Ort nur fünf Kilometer jenseits der österreichischen Grenze. „Damit heben wir die Exporte anderer Firmen, die sonst nicht exportieren würden“, so Walter Danner, der bei der Auswahl der Partner vor allem auf Qualität achtet. So ist beispielsweise der Lieferant für das Hydrolyse-Rührwerk ein Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung. 

Qualität ist generell ein Punkt, auf den die 8-Mitarbeiter-GmbH großen Wert legt: „In Deutschland wurden zu schnell zu viele Anlagen gebaut. Darunter litt die Qualität“, erklärt Walter Danner. „Vor allem das verwendete Material kam mit der Entwicklung nicht mit.“ Die Danners schafften mit ihren Anlagen die Kehrtwende. Und die Entwicklung geht weiter. Aktuelles Ziel: Die Danners wollen aus Reisstroh Biogas machen. „Reisstroh ist die größte Einzel-Biomasse weltweit und wird derzeit verbrannt. Das ist nicht nur ein immenser wirtschaftlicher, sondern auch ein ökologischer Schaden. Die Nährstoffe sind weg und Dünger muss auch noch zusätzlich gekauft werden.“ Als Futter für Biogas-Anlagen wäre Reisstroh nicht nur wirtschaftlich wertvoll, sondern würde als Dünger abschließend auch den Ertrag sichern.

Mit ihrem Zukunftsdenken, ihren regionalen Partnern und ihrem Qualitätsstreben ist die Snow Leopard Projects GmbH international zum Vorreiter geworden. Das treibt Vater und Tochter weiter an: Es sei ein gutes Gefühl, 100 Prozent hinter dem zu stehen, was man tut, „und zu sehen, dass sich der Rest danach ausrichtet“, sagt Katharina Danner. Sie spielt damit auch auf das ökologische und soziale Engagement der Firma an, das mit in die Beurteilung bei der Preisverleihung einfloss. So entstand 2014 eine Biogas-Ausbildungsanlage für die Universität der peruanischen Hauptstadt Arequipa. Zur Zeit wird mit und an ihr eine erste Doktorarbeit durchgeführt. Ein Projekt, das zur einen Hälfte von Fördermitteln und zur anderen von SLP finanziert wurde.

Ein Projekt für die Zukunft. So wie die Snow Leopard Projects GmbH selbst, in der Vater und Tochter gleichberechtigte Partner sind. Auch diese familiäre Planung würdigten die Juroren als Zukunftssicherung mit Vorbildcharakter.

Alles zur Exportpreisverleihung 2014 mit Filmen und Fotos gibt es auf www.exportpreis-bayern.de